2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: Dezember

Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Dezember: Schlehdorn/Schwarzdorn (Prunus spinosa)

Als eine der ersten heimischen Wildstraucharten zeigt die Schlehe schon im zeitigen Frühjahr ihre
weiße Blütenpracht. Die vielen kleinen sternförmigen Blüten entfalten sich an kahlen Zweigen
noch vor dem Laubaustrieb. Charakteristisch ist ihr leichter Mandelduft.

Sie bieten mit ihrem Pollen und Nektar zahlreichen Insektenarten schon früh im Jahr reichlich
Nahrung, werden dafür aber auch von ihnen bestäubt. So besuchen etwa 20 verschiedene
Wildbienenarten die Schlehenblüten.

Aus den Blüten entwickeln sich im Herbst kugelige schwarz-blau bereifte Steinfrüchte mit einem Durchmesser von etwa 1 bis 1,5 cm. Der darin enthaltene leicht runzelige Steinkern löst sich nur schwer vom grünen Fruchtfleisch. Schlehen sind roh sehr sauer und herb und werden erst nach den ersten Frösten schmackhafter. Sie reifen ab September und verbleiben den Winter über am Strauch. Rund 20 Vogelarten und andere Tiere ernähren sich von den Früchten. Mit der Ausscheidung der Samen übernehmen sie die Ausbreitung der Pflanzenart. Aber auch durch Wurzelsprosse kommt es zu einer intensiven Vermehrung von Schlehen.

Wegen ihres weitreichenden Wurzelwerks, ihrer Ausbreitungsfreude und Windbeständigkeit eignen sich die dornigen Gehölze besonders zur Befestigung von Hängen und Böschungen.

Bevorzugt werden sonnige Standorte an Weg- und Waldrändern und felsigen Hängen oder in Gebüschen auf eher kalkhaltigen, oft auch steinigen Böden.

Der zwischen drei und sechs Meter hohe Strauch kann bis zu 40 Jahre alt werden. Ältere Gehölze
weisen eine sehr dunkle schwärzliche Rinde auf, weshalb die Schlehe auch „Schwarzdorn“
genannt wird.

Lange, spitze Dornen und undurchdringliches Geäst machen den Strauch zu einem wertvollen Vogelschutzgehölz und Brutplatz. In früherer Zeit wurden Viehweiden und Höfe oftmals mit Schlehen umpflanzt, da den dornenreichen Sträuchern eine starke Schutzwirkung gegen Hexen zugeschrieben wurde.

Aus dem harten Schlehenholz wurden Spazierstöcke hergestellt, aus dem sparrigen Geäst Gradierwerke errichtet und mit den Dornen Wurstdärme verschlossen. Aus der Rinde lässt sich ein roter Farbstoff gewinnen, mit dem sich Wolle und Leinen färben lassen. Zur Herstellung von schwarzer Tinte wurde die Rinde durch wiederholtes Einweichen und Aufkochen mit Wasser ausgelaugt.

Die Vitamin-C-haltigen Früchte der Schlehe lassen sich hervorragend zu Marmelade, Gelee oder köstlichem Likör verarbeiten. Schlehen-Saft und -Marmelade können auch als Mittel gegen Appetitlosigkeit und als Abführmittel eingesetzt werden. Da die Samen der Schlehenfrüchte Blausäureglykoside enthalten, sollte sie bei der Verarbeitung des Fruchtfleischs schonend behandelt werden.

Die Blüten, Rinde und Früchte wirken adstringierend (zusammenziehend), harntreibend, schwach abführend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend.

Ein Blütenaufguss hilft besonders bei Kindern gegen Durchfallerkrankungen und wird darüber hinaus bei Blasen- und Nierenproblemen sowie Magenbeschwerden eingesetzt. Schlehenelixier gilt als geeignetes Stärkungsmittel nach Infektionskrankheiten.

Nach dem Volksglauben galt früher ein gehäuftes Auftreten von Schlehen als Indiz für einen besonders strengen Winter.

Steckbrief
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Verbreitung: Mitteleuropa, Vorderasien bis zum Kaukasus, Nordafrika
Standort: Pioniergehölz, sonnig und warm, anpassungsfähig
Wuchshöhe: bis zu 5 Meter
Blüte: fünf weiße Blütenblätter, Blüten erscheinen vor dem Blattaustrieb
Blütezeit: März bis April
Blätter: wechselständig, eiförmig, Blattrand gesägt
Frucht: schwarze rundliche Steinfrucht
Fruchtreife: September bis November
Wurzel: Flachwurzler

Schlehen-Likör
■ 200 g Schlehen
■ 150 g weißer Kandis
■ eine aufgeschlitzte Vanilleschote
■ 0,7 l Korn
Alle Zutaten in eine große Flasche geben,
verschließen und mindestens 2 Monate ruhen
lassen. Hin und wieder schütteln. Filtern und
in Flaschen füllen.
Quelle: Tubes, Gisela; Nutzbare Wildpflanzen – gesund und schmackhaft