2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: Juli

Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Juli: Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus)

Die graufilzigen weichen Blätter der zweijährig wachsenden Kleinblütigen Königskerze bilden im ersten Jahr eine Blattrosette, bevor im Jahr darauf ein reich beblätterter Stängel mit einer hohen Blütenkerze daraus hervorwächst. Die gelbblühende Pflanze wächst kerzengerade und kann bis zu zwei Meter groß werden. In ihrem Aussehen ähnelt sie einer Fackel und wurde früher auch als solche verwendet: Die in Pech oder Harz getauchten Stängel spendeten angezündet in der Dunkelheit Licht.

In Europa kommen mehrere Königskerzenarten vor, die zum Teil leicht miteinander zu verwechseln sind. Bei uns findet man wild wachsend auch die Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) mit etwas größeren Blüten oder die Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) mit dunkelfarbiger Blütenmitte.

Alle Königskerzen bilden eine gute Bienenweide, aber auch wichtige Futterpflanzen für die Raupen einiger Schmetterlingsarten wie z. B. den Königskerzen-Mönch. Neben Bienen und Hummeln zählen kurzrüsselige Schwebfliegen und Käfer zu den typischen Blütenbestäubern.
Die Blüten besitzen zwar keinen Nektar, bieten aber ihren Bestäubern reichlich Pollen an.

Im Spätsommer werden die zahlreichen winzigen Samen der Königskerze über den Wind ausgebreitet. Zum Keimen benötigen sie ausreichend Licht.

Typisch für die Kleinblütige Königskerze ist die dichte Behaarung. Der Filz aus wollig weichen Haaren, der die Pflanze überzieht und sie vor Austrocknung und zu starker UV-Strahlung schützt, hat der Königskerze auch den Namen Wollblume eingetragen.

Der Volksglaube meint, dass mithilfe der Wollblume eine Wettervorhersage für den kommenden Winter möglich sei. Locker besetzte Blütenstände sollten auf schneearme Perioden, kleine Blütenstände auf schneearme Winter, besonders lange Blütenstände mit dichtem Blütenbesatz auf lange, schneereiche Winter hinweisen.

In Russland soll die Wolle der Blätter als Zunder benutzt worden sein.

In der Naturheilkunde gilt die Königskerze als schleimlösend und harntreibend. Schon von Plinius wurde die Königskerze zur Behandlung von Verletzungen und Lungenentzündung empfohlen. Hildegard von Bingen empfiehlt „Wullena“ gegen Heiserkeit und Brustschmerzen sowie dem, der ein „schwaches und trauriges Herz hat“.

Aus den Blättern oder Blüten können ein Tee, eine Tinktur oder ein Sirup hergestellt werden, welche bei Reizhusten, Bronchitis oder Asthma helfen können. Die Volksmedizin nutzt die Königskerze außerdem bei Blasen- und Nierenerkrankungen, gegen Rheuma und bei Neuralgien. Des Weiteren wird das Abheilen von Hautwunden unterstützt. Wichtige Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe, Flavonoide, Saponine und ätherische Öle.

Steckbrief
Familie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)
Verbreitung: Mittel- und Südeuropa, Westasien
Standort: an sonnigen, steinigen sowie mäßig trockenen Wegrändern, auf Brachen und
Ruderalflächen, im Siedlungsbereich, an Gräben
Wuchs: zweijährig; aufrechter, hoher Wuchs
Wuchshöhe: 30 bis 200 cm
Blüte: lange Blütenstände mit ca. 1 bis 3 cm großen fünfblättrigen gelben Blüten; stehen dicht
in ährig angeordneten Knäueln zusammengefasst
Blütezeit: Juli bis September
Blätter/Stängel: gerader
Stängel mit lang herablaufenden Blättern; diese bis auf die untersten Blätter ungestielt;
beiderseits dicht wollig-filzig behaart; Blattspreite länglich bis eiförmig
Frucht: eiförmige Kapselfrucht
Fruchtreife: Juli bis Oktober
Wurzel: rübenähnlich verdickte Hauptwurzel

Königskerzensirup7

■ Saft und die Schale einer unbehandelten Zitrone
■ ½ l Wasser
■ 300 g Zucker
■ jeweils 3 EL Blüten der Königskerze, Malve und des Gänseblümchens
■ dazu noch 20 g Thymian- und Spitzwegerichblätter
■ 5 EL Honig
Das Wasser mit der Zitronenschale und dem -saft aufkochen, dann den Zucker hinzufügen
und einkochen, bis die Flüssigkeit sirupartig ist. Die Heilkräuter und den Honig beigeben,
in ein Glas füllen und 20 Tage bis 4 Wochen am Fenster stehen lassen.
Hilft bei Husten oder Erkältungen. Dazu mit Wasser verdünnt 3-mal am Tag einen EL
einnehmen, kann auch mit Wasser verdünnt werden.
Quelle: www.kraeuter-verzeichnis.de