2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: Juni

Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Juni: Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das lichtliebende Echte Johanniskraut wächst an Wegrändern, auf Magerwiesen oder auf Ruderal- und Brachflächen. Auch in trockenen Pflasterritzen im Siedlungsbereich ist das anpassungsfähige Kraut zu finden. Seine langen Wurzeln ermöglichen ihm, auch bei anhaltender Trockenheit an Wasser zu gelangen.

Rund um den Zeitpunkt der Sommersonnenwende (21. Juni) und zum Fest Johannes des Täufers am 24. Juni (Johannistag) steht das Echte Johanniskraut in voller Blüte. Den an diesem Tag gesammelten Kräutern sprach man besonders große Heil- und Zauberkräfte zu.

Beim Zerreiben der gelben Blütenknospen wird ein roter Saft freigesetzt, der früher mit dem vom Kreuz tropfenden Blut Christi in Verbindung gebracht wurde. Solche „Blutstropfen“ führten im Volksmund zu dem Glauben, dass Johanniskraut verborgene magische Kräfte besitzt. So wurde es auch als Schutzkraut gegen Hexen verwendet.

Den roten Pflanzenfarbstoff nutzte man zum Färben von Speisen und Textilien.

Die Bestäubung der goldgelben Blüten erfolgt durch Insekten, obwohl sie nur Blütenstaub, aber keinen Nektar angeboten bekommen. Besonders Blattkäfer finden sich zahlreich zum „Abstauben“ ein.

Im Herbst werden die kleinen Samen von Tieren verschleppt oder durch den Wind verbreitet (Ballonflieger). Sie benötigen zum Keimen sehr viel Licht.

Das Echte Johanniskraut gehört zu den wertvollsten heimischen Heilpflanzen. Schon vor mehr als zweitausend Jahren priesen griechische und römische Schriften das Echte Johanniskraut als Heilmittel gegen Reptilienbisse, Melancholie und zur Wundheilung.

Seine Heilwirkung ist bis heute unbestritten. Weil die Pflanze vor allem bei Erkrankungen des Nervensystems zur Anwendung kommt, wird sie auch „Arnika der Nerven“ genannt. Johanniskraut hat sich besonders beim Abbau innerer Anspannungen, bei Ängsten und bei leichten bis mittleren Depressionen bewährt. Es wird als „Sonne für die Seele“ bezeichnet.

Wenn man die Blätter und Blüten gegen das Licht hält, entdeckt man viele kleine „Löcher“ (Tüpfel). Es sind die hellen Öldrüsen und die dunkleren Harzdrüsen, die zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe wie Hypericin, Flavonoide oder ätherische Öle enthalten.

Bei hoher Dosierung sind Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten möglich und die Haut kann empfindlich auf Sonnenbestrahlung reagieren. Andererseits wirkt das rote Johanniskrautöl (Rotöl) äußerlich bei Verbrennungen (Sonnenbrand), Hautentzündungen und wird bei Muskelschmerzen verwendet. Innerlich hilft es bei Magen- und Verdauungsbeschwerden. Gegen Nasenbluten wurden früher die getrockneten fein gemahlenen Blüten geschnupft.

Steckbrief
Familie: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)
Verbreitung: Europa, Westasien, Nordafrika; eingebürgert in Australien, Ostasien, Amerika
Standort: auf trockenen, mäßig nährstoffreichen Böden, häufig als Pionier auf Rohböden
Wuchs: ausdauernde Pflanze (mehrjährig)
Wuchshöhe: 30 bis 70 cm
Stängel: zweikantig, nach oben hin reich verzweigt, innen markig
Blüte: 5-zählige Blüten in Scheindolden, Kelchblätter
lanzettlich, sehr spitz, Kronblätter goldgelb, mit dunklen punkt- und strichförmigen Drüsen, viele Staubgefäße
Blütezeit: Juni bis September; blüht zur Zeit der Sonnenwende
Blätter: 1 bis 3 cm lang, eiförmig-länglich, ungestielt, ganzrandig, gegenständig, dicht mit durchscheinenden Öldrüsen punktiert, am Rand mit schwarzen Drüsen
Frucht: schmal-eiförmige, bis 10 mm lange, geriefte, wandspaltige Kapsel
Wurzel: stark verästelte, spindelförmige, bis 50 cm tief reichende Wurzel


Johanniskraut-Öl
Ein durchsichtiges Schraubglas zu einem Drittel locker mit im Mörser zerquetschten
frischen Blütenknospen und gerade geöffneten Blüten des Echten Johanniskrauts füllen.
Mit einem guten kalt gepressten Olivenöl übergießen, verschließen und 6 Wochen an
einen warmen, sonnigen Platz stellen. Hin und wieder schütteln. Die rote Flüssigkeit durch
ein altes Tuch filtern und in dunkle Fläschchen füllen. Zur Wundbehandlung bei Sonnenbrand und
kleineren Verletzungen sowie für Einreibungen bei rheumatischen Erkrankungen und bei Akne.


Quelle: Tubes, Gisela; Nutzbare Wildpflanzen – gesund und schmackhaft