2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: Mai

Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Mai: Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale)
Der rau behaarte Beinwell mit seinen großen lanzettlichen Blättern gedeiht auf nährstoffreichen, feuchten Wiesen, an Wegrändern und am Ufer von Gewässern. Seine zarten hell- bis dunkelvioletten, seltener gelblich weißen Blütenglöckchen locken im Frühjahr hungrige Hummeln, Bienen und Schmetterlinge an. Um an den begehrten Nektar zu gelangen, benötigen die Insekten einen langen Rüssel. Viele Beinwellblüten weisen jedoch direkt über dem Kelch ein Loch in der Kronröhre auf, das kurzrüsselige
Hummeln hineingebissen haben, um den Nektar zu erreichen. So haben auch Honigbienen eine Chance, an die süße Nahrung zu gelangen.

Im Spätsommer werden die reifen Beinwellsamen mit je einem fettreichen Anhängsel von Ameisen verschleppt, die auf diese Weise zur Verbreitung der Pflanze beitragen.

Ansonsten wehrt der Beinwell mit seinen borstigen Haaren und Giftstoffen (Pyrrolizidin-Alkaloide) eine ganze Reihe von Fressfeinden ab. Kaum ein Weidetier rührt die Pflanze an. Daher ist es auch kaum vorstellbar, dass die rauen, haarigen Blätter für uns genießbar sind und in der Küche als Wildgemüse und Salat geschätzt werden.

Gedünstet, gekocht oder in Marinade eingelegt, sind die leicht nach Gurke schmeckenden Blätter nicht mehr kratzig. Sie können in Bierteig getunkt und in Öl ausgebacken werden.

Die großen Blätter eignen sich auch zur Herstellung von Blattrouladen. Da die Pflanze schädliche Pyrrolizidin-Alkaloide enthält, die in größeren Mengen verzehrt zu Schädigungen der Leber führen können, sollte Beinwell nicht zu häufig gegessen werden.

Der Beinwell wird häufig als „Knochenheiler“ bezeichnet. Der Name „Beinwell“ setzt sich aus den althochdeutschen Begriffen „Bein für Knochen und „wallen“ für innig vermischen zusammen und bezieht sich damit auf die beschleunigte Wundheilung insbesondere bei Knochenbrüchen.

Der Wirkstoff Allantoin, der eine wichtige Funktion beim Zellaufbau und bei der Zellbildung hat,
ist vor allem in den kräftigen, außen schwarzen und innen weißen Pfahlwurzeln zu finden.
Bereits von Dioskurides (griechischer Arzt der Antike) wurde der Beinwell lobend als Heilpflanze erwähnt.

Bei Beinschäden und Knochenbrüchen stand die fleischige, schleimreiche Wurzel des Beinwells
wegen ihrer wundheilungsfördernden Wirkung in der Volksmedizin in hohem Ansehen. Früher
wurden zerstoßene Wurzeln und Blätter auf Knochenbrüche gelegt, wegen der desinfizierenden und reinigenden Wirkung auch auf offene, eitrige Wunden. Als Breiumschlag hilft Beinwell äußerlich bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen oder Blutergüssen und empfiehlt sich als Badezusatz für die Vitalität der Gelenke! In der Heilkräuterkunde ist Beinwellsalbe noch heute aktuell.

Die Wurzel wird im Frühjahr oder Herbst geerntet und frisch oder getrocknet verwendet.

Die weit am Stängel herablaufenden Blätter wurden früher als Tabak-Ersatz genutzt. Heute
gewinnt man daraus aufgrund des hohen Kali- und Stickstoffgehalts einen guten Flüssigdünger
für Gartenpflanzen. Die älteren Blätter eignen sich auch hervorragend als Kompostierhilfe, zum
Mulchen oder als Düngemittel für Tomaten, Möhren und Kartoffeln.

Steckbrief
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Verbreitung: Eurasien
Standort: an Flussufern, auf feuchten Wiesen und an Wegrändern
Wuchs: ausdauernde Pflanze (mehrjährig)
Wuchshöhe: bis 1 Meter
Blüte: 1 bis 2 cm lange, röhrenförmige Krone; rot- oder blauviolett/gelblich weiß
Blütezeit: Mai bis Juli
Blätter: große lanzettliche Blätter
Frucht: vier glänzend schwarze Teilfrüchte
Fruchtreife: August bis September
Wurzel: Pfahlwurzel

Beinwellwurzel-Tinktur
Als Einreibung bei verstauchten Gliedern,
Schwellungen und nach Sportverletzungen
■ 30 g Beinwellwurzel
■ 150 ml 70%iger Weingeist

für die spätere Zugabe:
■ 150 ml demineralisiertes Wasser

Zerschnittene Beinwellwurzel in ein Gefäß geben und es mit dem Weingeist auffüllen
Anschließend wird das Gefäß verschlossen, beschriftet und für 10 Tage an einem kühlen
Ort gelagert. Danach wird die Wurzel abgefiltert und mit dem demineralisierten Wasser
verdünnt.

Dosierung: Tragen Sie die Tinktur mit einem Stück Gaze auf die Haut auf. Achten Sie darauf,
dass die Haut keine äußerlichen Verletzungen aufweist, und wenden Sie die Tinktur nicht
länger als maximal 6 Wochen pro Jahr an.