2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: November

Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

November: Große Brennnessel (Urtica dioica)

Die Große Brennnessel zählt zu unseren häufigsten Wildpflanzen. Sie bevorzugt nährstoffreiche Standorte und ist vor allem an Weg- und Waldrändern, an Ufern, auf Ruderalflächen und
Brachland zu finden. Brennnesseln lieben die Nähe menschlicher Behausungen. Sie sind sogenannte Stickstoffzeiger und weisen auf einen erhöhten Nährstoffgehalt des Bodens hin.

An Blättern und Stängeln der Brennnessel sitzen Brennhaare, deren Haarspitzen bei Berührung
abbrechen. Der Stumpf bohrt sich in die Haut des Angreifers und spritzt den Brennsaft hinaus.
Die Folge davon sind rote Pusteln und das bekannte Brennen auf der Haut. Dagegen kann ein
Spitzwegerichblatt helfen, das auf der brennenden Stelle verrieben wird.

Früher wurden Brennnesselruten genutzt, um durch Peitschungen mit der Pflanze die Durchblutung zu fördern und Rheuma, Ischias wie auch Hexenschuss zu bekämpfen.

Die Brennnessel ist zweihäusig, das heißt, männliche und weibliche Blüten wachsen auf
verschiedenen Pflanzen. Sie tragen von Juni bis Oktober hängende weibliche oder aufrecht
stehende männliche rispige Blütenstände, die an Windbestäubung angepasst sind. Nur an den
weiblichen Pflanzen entwickeln sich die kleinen runden Samen.

Brennnesselsamen sind sehr nahrhaft und enthalten hohe Mengen von Mineralstoffen und
Vitaminen. Sie sind eine Schatztruhe voll gesunder Vitalstoffe aus unserer heimischen Flora und galten schon in alten Zeiten als Geheimtipp. Die Samen sind besonders reich an Vitamin C,
Provitamin A, Eisen, Magnesium und Kalium. Sie schmecken gut über Müsli und Gemüsegerichten, werden in Suppen und Salate gemischt, aufs Butterbrot oder Rührei gestreut oder auch pur verzehrt. Ihr Geschmack erinnert an kleine würzige Nüsschen.

Die beste Zeit zum Sammeln von Brennnesselsamen ist der August.

Für die Küche können die jungen frischen Triebe der Brennnessel fast das ganze Jahr geerntet werden, sie schmecken jedoch am besten im Frühjahr. Das Wildgemüse wird wie Spinat zubereitet und ähnelt diesem im Geschmack. Brennnesselblätter können aber auch in Salat, Aufläufen, Suppen oder auf Pizza verwendet werden. Man kann daraus sogar Brennnessel-Bier herstellen.

Zum Ernten der Pflanzenteile eignen sich am besten Handschuhe. Die Blätter stechen nicht mehr, wenn sie getrocknet, gewässert, gekocht oder mechanisch bearbeitet wurden, beispielsweise durch Rollen mit dem Nudelholz.

Schon im Altertum wurde die blutreinigende und eisenhaltige Brennnessel als Heilkraut geschätzt. Eine Frühlingskur mit Brennnesseltee wirkt entschlackend. Reibt man die Gesichtshaut mit dem Tee ab, soll sie sich straffen und Hautunreinheiten lindern. Eine Haarwäsche mit Brennnesseltee kräftigt das Haar und lässt es glänzen.

Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Brennnesselfasern zu Nesseltuch, Seilen und Netzen verarbeitet. Da der Stoff sehr fest und hart ist, wurde er „das Leinen der armen Leute“ genannt. Darüber hinaus nutzte man das Kraut zum Färben von Wolle.

Bis heute wird die Brennnessel zur Herstellung von Brennnesseljauche als Düngemittel für den Garten und als Abwehrmittel gegen Blattläuse eingesetzt.

Neben all den wertvollen Nutzungsmöglichkeiten hat die Brennnessel vor allem auch einen hohen ökologischen Wert als Nahrungspflanze für viele Schmetterlingsraupen und zahlreiche andere Tiere.

Steckbrief
Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Verbreitung: überall auf der Nordhalbkugel
Standort: nährstoffreiche Weg- und Waldränder, Ruderalflächen (Stickstoffzeiger)
Wuchshöhe: bis 1,5 Meter
Blüte: zweihäusig; Blütenrispen unscheinbar grünlich oder bräunlich
Blütezeit: Juni bis Oktober
Blätter/Stängel: Blätter und Stängel mit kieselsäureverstärkten Brennhaaren bewehrt,
gegenständige Blattstellung, herzförmig zugespitzte Blattspreite, gesägter Blattrand
Frucht: Nussfrucht
Fruchtreife: September bis Oktober
Wurzel: wurzelt bis 70 cm tief in den Boden; kriechende überwinternde Wurzelausläufer


Brennnessel-Spinat
■ 800 g junge Brennnesseltriebe
■ ½ l Brühe
■ ½ l Milch
■ 3 EL Butter
■ 3 EL Mehl
■ 125 ml Sahne
■ 3 Eigelb
■ 1 Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer
Die Brennnesseln in der Brühe kochen, abseihen und pürieren. Aus Butter und Mehl eine helle
Mehlschwitze zubereiten und mit der Milch aufgießen. Die Brennnesseln und den fein gehackten Knoblauch hinzufügen und kurz aufkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die drei Eigelb in der Sahne verquirlen. Löffelweise Brennnesselspinat in die Sahne geben und schließlich alles in den Rest Brennnesselspinat rühren.

Quelle: Grappendorf, Doris; Wildkräuterküche