2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand: Oktober


Mit unserem Sparkassenkalender „2021 – Natürliche Schätze am Wegesrand“ laden wir Sie ein – Monat für Monat – die oft unbeachteten und dennoch so wertvollen natürlichen Schätze am Wegesrand neu zu entdecken. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Oktober: Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

„Vor dem Holunder zieh den Hut herunter“: Diese alte Redensart macht die Verehrung und
den Respekt für eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen deutlich. Der Holunder galt als Schutzbaum für Haus und Hof. Seine Verwendung ist schon seit der Steinzeit belegt.

Hippokrates, der berühmteste Arzt der Antike, bezeichnete den Holunder wegen seiner Wirksamkeit und der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten als „Medizinschrank“.

Die Pflanze ist von den Blättern bis zur Wurzel heilkräftig.

Im Lauf der Zeit rankten sich allerlei Mythen und Sagen um die beliebte Heilpflanze. So wurde der Holunder als Wohnsitz beschützender Hausgeister angesehen. Das Abholzen des Strauchs wurde dadurch praktisch unmöglich – sodass sich das auffällig häufige Vorkommen des „Hollerbuschs“ in unmittelbarer Nähe von Gebäuden nicht nur mit seiner Vorliebe für stickstoffreiche Standorte erklären lässt.

Typisch sind die in Bogen überhängenden Zweige bei älteren Exemplaren des Holunderstrauchs. Die Äste und auch das ältere Holz sind innen hohl und mit weißem Mark gefüllt. Aus ihnen kann man Holunderflöten basteln.

Der Holunder ist eine Zeigerpflanze für Wetter und Jahreszeiten: Seine Blüte läutet den Frühsommer ein, die Beeren zeigen den Frühherbst an.

Der Laubaustrieb beginnt sehr früh, in milden Wintern schon ab Ende Februar. In der Zeit von Mai bis Juni erscheinen die doldenartigen cremeweißen Blüten des Holunders, die stark aromatisch duften. Zerreibt man dagegen ein Blatt zwischen den Fingern, entsteht ein eher unangenehmer Geruch.

Aus den Blüten backt man Holunderküchlein oder bereitet Sirup, Likör und Limonade zu.
Holunderblüten werden auch zum Aromatisieren des Trend-Cocktails „Hugo“ verwendet.

Ein Tee aus den Blütendolden hilft gegen Erkältungen und gegen rheumatische Beschwerden.
Er wirkt schweiß- und harntreibend.

In der Volksmedizin werden Holunderblüten auch zur Herstellung von Gurgelwasser empfohlen, das die Bronchialsekretion fördert. Die entzündungshemmende Wirkung der Blüten ist wissenschaftlich nachgewiesen, sie können auch bei Schwellungen und Entzündungen in Form von Umschlägen für Linderung sorgen.

Die Beeren sind reich an Vitamin C und werden besonders wegen des hohen Gehalts an Anthocyanen geschätzt, die das Immunsystem stärken. Durch den hohen Flavonoidgehalt wirken
die Beeren entzündungshemmend und sorgen für eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber
Infekten, Grippeviren, Allergien und krebserregenden Stoffen.

Grüne und auch die reifen dunklen Holunderbeeren sollte man nicht roh verzehren! Die Samen enthalten ein Lektin, das Übelkeit und Brechreiz verursacht. Durch die Hitzeeinwirkung bei der Zubereitung wird es jedoch unschädlich gemacht. Der Verzehr von gekochten Beeren ist völlig unbedenklich. Die getrockneten Beeren können gegen Durchfall helfen.

Der Schwarze Holunder bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf und Nahrung. Die süß duftenden Blüten locken elf Kleinschmetterlingsarten an, außerdem Fliegen, Käfer und Wespen. Die schwarzen Beeren dienen 62 Vogelarten als Nahrung, darunter Nachtigall und Mönchsgrasmücke. Auch Waldmaus und Baummarder naschen gerne von den gesunden Früchten.

Früher hängte man seine Krankheiten auf Zetteln an Holunderzweige. Es hieß, der Baum würde einem die Beschwerden abnehmen.

Steckbrief
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Verbreitung: weiträumig von Europa und Kleinasien bis ins westliche Sibirien
Standort: nährstoffreiche, frische bis feuchte Böden; als Feldgehölz in Gebüschen und
Hecken, an Waldrändern, auf Lichtunge
Wuchs: mehrstämmiger Strauch; breitbuschig und locker Wuchshöhe: bis 15 Mete
Blüte: cremeweiße, angenehm duftende Blüten; zahlreiche winzige Einzelblütchen sind zu
10 bis 20 cm großen Schirmrispen zusammengefasst
Blütezeit: Juni bis Juli
Blätter: unpaarig gefiederte Blätter
Frucht: 3 bis 5 mm große Beeren mit jeweils drei kleinen Steinchen (Steinfrüchte); schwarz
glänzend; saftreich
Fruchtreife: ab August
Borke: auffallend korkige, tief gefurchte Borke (bei altem Holz)

Holunderbeerensaft
■ Holunderbeeren
■ Wasser
■ Rohrohrzucker
Die gewaschenen Holunderbeeren mit einer Gabel von den Stielen befreien und in einen
Topf geben. So viel Wasser aufgießen, dass die Beeren bedeckt sind. Zum Kochen bringen
und etwa 15 Minuten lang köcheln lassen. Dann das Fruchtmus durch ein Sieb seihen,
das mit einem Tuch ausgelegt wurde, und gut auspressen. Dem aufgefangenen Saft Zucker
zugeben (etwa 100 g Rohrohrzucker pro Liter Saft) und unter gründlichem Rühren auflösen.
Noch einmal aufkochen und den Saft heiß in Flaschen abfüllen. Sofort verschließen und
abkühlen lassen. Der Saft ist mindestens ein Jahr haltbar.