Anlegern steht ein unruhiges Börsenjahr 2017 bevor.

Auch im Jahr 2017 ist mit stark schwankenden Märkten zu rechnen. Wie sich die Finanzmärkte entwickeln und welche politischen Großereignisse für Gesprächsstoff sorgen werden, erklären Christian Homberg, Abteilungsleiter Vermögensmanagement der Sparkasse Witten, und Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Christian Homberg und Dr. Ulrich Kater

 

Herr Homberg, der Brexit und nicht zuletzt die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben im alten Jahr für Bewegung an den Kapitalmärkten gesorgt. Was davon begleitet uns auch im neuen Jahr?

Homberg: Zur anhaltenden politischen Unsicherheit beitragen werden die in 2017 beginnenden EU-Austrittsverhandlungen der Briten. Noch interessanter wird sicherlich, was der neue US-Präsident Trump tatsächlich umsetzen wird. Ob Steuersenkungen oder ein verstärkter Protektionismus überwiegen werden, ist derzeit noch nicht ganz auszumachen.


Zu den Unruhestiftern des alten Jahres werden im neuen Jahr sicherlich ein paar weitere dazukommen. Was wird uns Ihrer Einschätzung nach am meisten beschäftigen?

Kater: 2017 wird in der Eurozone ein Superwahljahr. In den Niederlanden, in Frankreich und hier in Deutschland wird es jedes Mal spannend sein zu beobachten, ob sich die etablierten Kräfte durchsetzen, oder ob die EU- und reformkritischen Parteien starken Zulauf erhalten. Die politischen Risiken spielen für die Konjunktur und die Kapitalmärkte sicherlich eine spürbare Rolle.


Inflation war eine Weile kein Thema mehr – bleibt es dabei?

Kater: Die Inflation feiert ein kleines Comeback. Positiv ist daran, dass ein Risikofaktor entfällt: die Deflationssorgen. Diese haben wir ad acta gelegt. In 2017 wird die Inflationsrate in Deutschland Richtung 1,5 Prozent ansteigen, nicht mehr aber auch nicht weniger.


Was heißt das für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank? Sehen wir hier in absehbarer Zeit neue Signale?

Kater: Die EZB wird nach unserer Prognose erst in 2019 ihr Inflationsziel von Preissteigerungen bei knapp
2 Prozent erreicht sehen. Also wird sie es nicht eilig haben, an ihrer expansiven Geldpolitik plötzlich etwas zu ändern. Wir erwarten nach wie vor erst in 2020 die erste Anhebung des Leitzinses durch die EZB.

Homberg: Anleger müssen aufpassen, denn sie sehen sich erneut der Realzinsfalle gegenüber. Bei wieder positiver Inflationsrate und einem Nullzinsumfeld geht bei Zinsanlagen reale Kaufkraft verloren. Das sollte man im Blick behalten und bei der Anlageberatung idealerweise ertragsstärkere Anlageklassen berücksichtigen. Das Renditeziel sollte zumindest die Inflationsrate übersteigen.


Das bringt uns zum Euro. War das nur ein Experiment, von dem wir uns früher oder später doch wieder verabschieden müssen?

Kater: Der Euro ist zu wichtig, um einfach aufgegeben zu werden. Wenn er richtig konstruiert ist, haben alle etwas davon. Dass sich unsere Gemeinschaftswährung in den nächsten Monaten in Richtung eines Wechselkurses im Verhältnis 1:1 zum US-Dollar bewegt, ist im Wesentlichen der wachsenden Zinsdifferenz zwischen den USA und Euroland geschuldet. Damit die Währungsunion bestehen bleibt, bedarf es freilich gemeinsamen Anstrengungen – allem voran Strukturreformen in den einzelnen Ländern. Aktuell mag sich niemand vom Euro verabschieden. Ob sich dies langfristig ändert, hängt von der Bereitschaft zu Anstrengungen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit und auch von der Bereitschaft zur Solidarität in Europa ab.


Geht es denn mit der Weltkonjunktur 2017 endlich wieder stärker bergauf?

Kater: Die Weltkonjunktur hat nach dem Einbruch aufgrund der Lehman-Pleite und der Finanzkrise schon sieben Expansionsjahre hinter sich. In 2017 sehen wir noch einmal eine Belebung auf ein Plus um rund 3,5 Prozent. Das ist ordentlich, aber kein überschäumendes Wachstum.


Werfen wir einen Blick auf die Kapitalmärkte: Fangen wir mit Euroland an. Was haben Anleger hier zu erwarten?

Kater: Man muss das Ganze nach wie vor durch die Nullzinsbrille betrachten: Die EZB kauft umfänglich Anleihen guter Bonität, was deren Rendite an der Nulllinie hält. Oder anders formuliert: Nur mit Wertpapieren lässt sich ein auskömmlicher Ertrag erzielen. Aktien gehören dazu und auch Hochzinsanleihen. Wertpapiere erzielen diese Rendite allerdings nicht linear, sondern unter Schwankungen.

Homberg: So hoch die ökonomische Substanz Deutschlands und die Stabilität der Sparkassen ist, für Anleger steht in Euroland sicherlich ein schwankungsintensives Jahr bevor. Eine Antwort für Anleger besteht in der Investition in Sachwerte inklusive Immobilien und Aktien.


Wie sieht es mit den Anlagechancen in den USA aus?

Kater: Da die amerikanische Notenbank Fed mit der Normalisierung der Geldpolitik begonnen hat, gibt es dort bereits wieder positive Zinsen. Ergänzt um einen steigenden US-Dollar kann ein Engagement dort interessant sein. Für die US-Aktienmärkte sehen wir allerdings weniger Potential als in Euroland, da sie bereits höher bewertet sind.


China und die Schwellenländer haben sich in den letzten Jahren deutlich weniger dynamisch entwickelt. Wird diese Region wieder an Fahrt aufnehmen?

Kater: Rein von der Nachrichtenlage her sieht es in den Schwellenländern nicht eindeutig rosig aus, wenn man beispielsweise an Russland, Brasilien, Südafrika und die Türkei denkt. Und dennoch bieten die Emerging Markets in 2017 Anlagechancen sowohl auf der Renten- wie auch auf der Aktienseite, zumindest solange Donald Trump als US-Präsident nicht sämtliche protektionistischen Register zieht.


Herr Homberg, angesichts der Aussichten für 2017 scheint einer guten Anlageberatung eine besondere Bedeutung zuzukommen. Was sollte dabei im Mittelpunkt stehen?

Homberg: Bei vielen Kunden gibt es bei der Zusammenstellung ihrer Geldanlage Optimierungsbedarf. Dabei geht es nicht nur darum, die Geldanlage leistungsstärker zu machen, sondern auch zu überprüfen, wo Schwächen liegen. Ein detaillierter und systematischer Anlagecheck hilft, die persönlichen Ziele zu definieren und sie letztendlich auch zu erreichen. Alles sollte auf den Prüfstand gestellt werden, um die individuell optimale Anlagestruktur herauszufinden. Das ist kein Hexenwerk. Wer sich einmal die Mühe gemacht und zusammen mit seinem Berater eine Strategie erarbeitet hat, ist auf lange Sicht solide aufgestellt. Die Zeit für ein Beratungsgespräch ist gut investiert. Die Beraterinnen und Berater der Sparkasse Witten erarbeiten gern mit unseren Kunden gemeinsam einen auf das persönliche Rendite/Risikoprofil abgestimmten Anlagevorschlag.