Einmal warm einpacken, bitte!

Ein Gastbeitrag von Thomas Sebralla und Markus Dürscheidt zur Aktionswoche Immobilien, 14. bis 18.09.2015

Thomas SebrallaThomas Sebralla ist Architekt und Vorsitzender der Wittener Bezirksgruppe des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure.

Markus DürscheidtMarkus Dürscheidt ist Dachdeckermeister, Obermeister der örtlichen Fachinnung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik und stellvertretender Kreishandwerksmeister.

 

Die Gebäudehülle macht’s: Richtiges Dämmen hilft am besten, Heizenergie zu sparen.

Ob Strom, Gas oder Öl – die Kosten für Energie steigen immer weiter. Wer trotzdem Geld sparen möchte, der könnte natürlich im Dunkeln frieren – nur wer will das schon? Oder vernünftiger durch richtiges Dämmen dafür sorgen, dass die benötigte Energie dort bleibt, wo sie gebraucht wird: im Haus.

Die Hauptursache für hohe Energiekosten in schlecht oder nicht gedämmten Gebäuden liegt in den Transmissionswärmeverlusten. Was sich zunächst ein bisschen sperrig anhört, lässt sich recht einfach auf den Punkt bringen: Die Hülle macht’s! Dass heißer Kaffee in einer Glaskanne spätestens nach einer Stunde kalt ist, liegt an solchen Transmissionswärmeverlusten: Das gut leitende Glas hat in dieser Zeit die gesamte Wärme des Kaffees an die kühlere Raumluft abgegeben. Dasselbe passiert im Prinzip im Winter in ungedämmten Häusern. Die Wärme aus der aufgeheizten Raumluft entweicht binnen kurzer Zeit durch Wände, Fenster, Decken und Dach nach draußen. Damit das Haus nicht auskühlt, muss die Heizung ständig Wärme nachliefern. Ein ungedämmtes Haus verliert im Winter 70 bis 80 Prozent der vom Heizkessel erzeugten Wärme durch diese Transmissionswärmeverluste.

Bis zu 50 Prozent Energieersparnis möglich

Aber noch einmal zurück zum Beispiel Kaffeekanne. Denn es gibt eine Alternative zur Energie verschwendenden Glaskanne: die Isolierkanne. Darin bleibt heißer Kaffee stundenlang warm, ganz ohne Energiezufuhr. Das liegt an der Dämmung der Kanne, die wie eine Sperre gegen die Wärmeverluste wirkt. Was im Kleinen bei der Isolierkanne funktioniert, lässt sich im Großen auf die Gebäudehülle eines Hauses übertragen.

„Je besser ein Haus gedämmt ist, desto länger hält sich die Wärme in den Räumen, ohne dass ständig nachgeheizt werden muss. Die meisten älteren Häuser ähneln wegen schlechter Dämmung leider der Glaskanne. Eine effiziente Wärmedämmung der Gebäudehülle vom Keller über die Außenwand bis zum Dach sollte bei einer energetischen Modernisierung deshalb an erster Stelle stehen. Ebenso der Austausch älterer Isolierglasfenster gegen moderne, dreifach verglaste Fenster. Eine Außenwanddämmung rentiert sich am meisten, wenn sie mit einer ohnehin erforderlichen Fassadenrenovierung kombiniert wird. Die Zusatzkosten für die Dämmung machen sich bei richtiger Planung durch die eingesparten Energiekosten bezahlt. „Eine lückenlose Wärmedämmung und neue Dreischeibenfenster sparen abhängig vom Ausgangszustand der Gebäudehülle 30 bis 50 Prozent Heizwärme“, erläutert dazu Thomas Sebralla.

Auch ein unbeheizter Dachboden wird im Winter zum regelrechten Schlupfloch für Heizwärme. „Diese Wärmeverluste können Hauseigentümer fast vollständig unterbinden, indem sie das Dach oder die oberste Geschossdecke gut dämmen – sprich: so dick wie möglich. Das Einsparpotenzial liegt je nach Zustand der Gebäudehülle bei 5 bis 20 Prozent. Und das Dämmen der Kellerdecke spart weitere 5 bis 10 Prozent Heizwärme ein“, rät Dachdeckermeister Markus Dürscheidt.

Expertentipp zum Dämmen von Dach- und Kellerräumen:

Der Dämmstoff sollte immer so eng wie möglich an den beheizten Dachräumen bzw. eng an der Kellerdecke anliegen. Verwinkelte und schlecht erreichbare Stellen im Dachstuhl lassen sich gut mit Einblas- oder Schüttdämmstoffen isolieren.

Richtig gut gedämmt ist ein Haus erst dann, wenn es auch keine Wärmebrücken hat und insbesondere der Dachstuhl luftdicht ist. Wärmebrücken sind nichts anderes als Wärmelecks in der Gebäudehülle. Diese Energieverluste fallen umso mehr ins Gewicht, je besser ein Haus gedämmt ist. Eine hochwertige Dreifachverglasung der Fenster und eine schlecht gedämmte Fassade passen deshalb nicht zueinander. Bei dieser Kombination ist es an den an die Fenster angrenzenden Wandflächen kälter als an den Scheibeninnenflächen, so dass Feuchtigkeit dort leichter aus der Raumluft kondensieren und Schimmelpilzbefall hervorrufen kann. Durch gezielte Wärmedämmung und andere Modernisierungen lassen sich Wärmebrücken vollständig beseitigen oder wenigstens soweit vermindern, dass dadurch keine größeren Energieverluste mehr entstehen. Auch sollte nach erfolgter energetischer Modernisierung der Erfolg der Maßnahme mit Hilfe einer Luftdichtigkeitsmessung („Blower-Door-Test“) überprüft werden. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger ist es, sich in Puncto Bauphysik beraten zu lassen. Hier stehen die Wittener Architekten und Ingenieure, sowie die örtlichen Innungsfachbetriebe des Bauhandwerks stets beratend zur Seite.