Die „Insel“ Stockum
Betrachtet man die Stadtkarte von Witten, so fällt im Norden des Stadtgebiets sofort die „Insellage“ Stockums ins Auge. Die Karte zeigt deutlich den noch bis heute erhaltenen ländlichen Charakter der Region. Begrenzt wird Stockum im Westen vom Bochumer Ortsteil Langendreer und im Norden und Osten von mehreren Dortmunder Nachbargemeinden.
Der Ort kann auf eine lange und sehr bewegte Geschichte zurückblicken. 1993 feierte Stockum sein 1111-jähriges Jubiläum, denn eine erste nachweisbare Besiedlung durch Bauern reicht zurück bis ins 9. Jahrhundert. In den Abgabelisten des Klosters Werden sind vier Stockumer Höfe im Jahr 882 erstmals urkundlich genannt. Ausgrabungen belegen allerdings, dass sich hier bereits sehr viel früher Menschen ansiedelten. Die ausgedehnten Ländereien der Stockumer Mark standen für die gemeinsame Nutzung durch die Bauern zur Verfügung und so entwickelte sich eine ausgeprägte Landwirtschaft mit weitläufigen Hofanlagen.
Es ging allerdings nicht immer friedlich zu. Im Bereich des Hofs Schulte-Niermann befand sich ein nicht mehr existierender Rittersitz „Zur Heyde“. Differenzen mit den Lehnsherren führten zu Fehden und mehrfachen gänzlichen Verwüstungen des Ortes im 14. und 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurde die Bevölkerung mit dem wechselnden Lehnsherrn protestantisch und gehörte bis zum Jahr 1906 zum Kirchspiel Lütgendortmund.
Erst 1906 wurde Stockum selbstständige evangelische Gemeinde. Auch die folgenden Jahrhunderte waren nicht immer friedlich bis hin zu den Bombenangriffen 1945 im Zweiten Weltkrieg.
Noch heute zeugen imposante Hofanlagen von der langen Tradition der Bauernschaft. Insbesondere der Gerdeshof ist von herausragender Bedeutung. Hier stand das ehemalige Amtshaus von Langendreer, welches auch für Stockum zuständig war. Bis zum Jahr 1929 gehörte Stockum nämlich zum Amt Langendreer. Erst durch eine Gemeindereform ging Stockum zu Witten über.
Stockum lernt man am besten zu Fuß oder per Rad kennen. Vom Steinberg, der höchsten Erhebung, sind bei gutem Wetter herrliche Fernsichten bis ins Münsterland möglich. Unbedingt zu empfehlen ist eine Wanderung durch die landschaftlich besonders reizvolle Dürener Schweiz. An der Dünnebecke befand sich eine wasserkraftbetriebene Kornmühle, der die Mühlenstraße ihren Namen verdankt. Von hier erschließt sich der Ort Stockum in seiner ganzen ländlichen Schönheit mit Feldern und Höfen sowie einem beeindruckenden Ortspanorama.
Im Frühjahr bietet der Dorney mit seinem Massenvorkommen an Buschwindröschen und Bärlauch ein besonderes Erlebnis nicht nur für Naturliebhaber.