Witten im Fokus: Mai 2017

Mit unserem Sparkassenkalender 2017 mit dem Titel „Witten im Fokus“ zeigen wir nicht nur Monat für Monat wunderbare Impressionen aus unserer Ruhrstadt, sondern geben auch wertvolle Foto-Tipps und Tricks, die das eigene fotografische Know-How verbessern oder gar das Interesse für Fotografie und unser schönes Witten erst wecken.

Mai-Foto-Tipp: Stürzende Linien

Wie ­bei­ anderen ­fotografischen ­Themen­ auch ­kann ­die Architekturfotografie­ sowohl ­einen ­rein ­dokumentarischen ­als auch ­einen­ gestalter­ischen ­Charakter ­haben.­ Im zweiten ­Fall ­geht ­es ­darum,­ die ­Wirkung,­ die­ ein ­Gebäude auf­ den­ Betrachter ­ausübt, ­im ­Bild­ wiederzugeben. ­Beide Fälle ­verfolgen­ das­ Ziel, ­sogenannte ­„stürzende­ Linien“­ zu vermeiden. ­Das­ Gebäude ­scheint­ nach ­hinten ­zu ­kippen. Die­ Ursache ­liegt ­darin,­ dass ­in­ der ­Regel ­die ­Kamera schräg­ nach­ oben­ gekippt­ wurde,­ um­ das­ ganze­ Gebäude auf­ das ­Bild­ zu ­bekommen. ­Generell ­lässt­ sich­ sagen:­ Wie stark­ die­ stürzenden ­Linien­ sind,­ hängt­ wesentlich­ von ­der verwendeten ­Brennweite ­ab. ­Je ­kürzer ­die ­Brenn­weite, also­  je­ stärker­ das ­Weitwinkel,­ um so ­größer­ werden ­die Verzeichnungen, ­insbesondere ­also ­auch ­stürzende Linien.

Canterbury; Bildautor: Roland Schneider

Somit ­ist­ als­ erste­ Maßnahme­ zu ­prüfen,­ ob ­man ­das Objekt ­nicht­ von ­einem­ weiter­ entfernten­ Standpunkt ­aus fotografieren ­kann, ­da­durch ­die ­dann ­längere­ Brennweite weniger­ oder ­gar­ keine­ stürzenden­ Linien­ entstehen. ­Da dies ­aber­ nur ­in­ wenigen­ Fällen ­möglich ­oder ­sinnvoll ­ist, lassen ­sich ­in ­der­ Regel­ stürzende­ Linien ­nicht­ vermeiden. Abhilfe­ schafft­ die­ Verwendung­ eines ­nicht­ gerade­ billigen Objektivs, ­eines ­Tilt-­Shift­-Objektivs. ­Es­ würde­ zu­ weit führen,­ dessen­ Wirkungsweise ­hier ­zu ­­erklären.­ Eine weitere,­ wesentlich­ bequemere ­Möglichkeit ­bietet­ ein Bildbearbeitungsprogramm, ­also ­eine ­Bearbeitung­ des Fotos ­am­ Computer.

London; Bildautor: Roland Schneider

Das ­dritte ­und­ für ­den ­kreativen­ Fotografen ­interessanteste ­Verfahren­ besteht ­darin, ­aus­ der ­Not ­eine­ Tugend­ zu machen.­ Das ­heißt,­ ganz ­bewusst ­die ­stürzenden­ Linien ­in die ­Bildkomposition ­einzubauen ­und­ dadurch­ auch­ den Betrachter­ mit ­einer­ ungewohnten ­und ­daher­ spannenden­ Perspektive­ zu­ überraschen ­oder ­bestimmte ­Details in ­ihrer­ Wirkung ­besonders­ darzustellen.­ Es­ versteht­ sich von­ selbst, ­dass­ der ­übliche­ „Touristenstandpunkt“­ mittig vor ­dem­ Gebäude­ absolut­ ungeeignet ­ist. ­(Vgl. auch das Thema Perspektive in diesem Kalender.) ­Stürzende­ Linien lassen ­sich­ bis ­zu ­­einem­ gewissen­ Grad­ am ­Computer korri­gieren,­ ein ­falsch ­gewählter­ Standpunkt­ = ­P­erspektive kann­ allerdings­ am­ Computer ­nicht­ berichtigt ­werden.

Rathausplatz Witten; Bildautor: Holger Hänsch

Übrigens: Bei Fotos und Bildtipps hat uns der Fotoclub ObjectivArt’96 Witten/Herdecke e.V. unterstützt.