Witten. Natürlich.: August 2018

Mit unserem Sparkassenkalender 2018 mit dem Titel „Witten. Natürlich.“ laden wir Sie – Monat für Monat – ein, die natürlichen Seiten unserer Heimatstadt zu entdecken. Und davon gibt es einige! Schauen Sie doch einfach selbst.

August: Jede Menge Kohle – das Kohlenflöz Mentor am Kleff

Es ist kaum vorstellbar, doch vor rund 300 Millionen Jahren, im Zeitalter des Karbons, lag Deutschland am Äquator. Weite Gebiete waren mit Sumpfwäldern bedeckt. In feuchtwarmem Klima wuchsen Schuppenbäume, Siegelbäume, Baumfarne und Schachtelhalme. Abgestorbene Pflanzen versanken im Schlamm. Auf dieser Schicht wuchsen neue Pflanzen und starben wieder ab. Zwischenzeitlich wurden die Pflanzenreste mit Sand, Lehm und Geröll bedeckt. Dieser Vorgang wiederholte sich über Jahrtausende hinweg. Durch den Druck der übereinanderlagernden Schichten erwärmten sich die Pflanzenreste und trockneten somit aus. So entstand zunächst Torf, dann Braunkohle und schließlich Steinkohle.

Bereits vor mehr als 500 Jahren wurde im Bereich des Ruhrtals nach Steinkohle gegraben, wo sie aufgrund der Variszischen Gebirgsbildung an einigen Stellen als schwarzes Sedimentgestein an der Tagesoberfläche zum Vorschein kommt. Zu Beginn des Kohlenbergbaus wurde nur oberflächennah nach dem „schwarzen Gold“ gegraben, bis im 18. Jahrhundert die Nachfrage nach Kohle als Energieträger schnell anstieg.

An die tiefer liegenden Kohlenflöze, die ab der Mergelgrenze in Richtung Norden eine immer größer werdende Tiefe erreichen und von anderen Sedimentschichten überlagert werden, gelangte man später mit Stollen, Erbstollen und schließlich mit Schächten im Tiefbau.

Heute ist der Kohlenbergbau im Ruhrgebiet nahezu erloschen.

An der Herbeder Straße in Witten-Heven kann man im Bereich einer scharfen Rechtskurve in einer Felswand am „Kleff“ deutlich ein Kohlenflöz entdecken, das parallel zur Gesteinsschichtung verläuft. Es handelt sich hier um den mächtigen Finefrau-Sandstein, dessen Liegendes vom Flöz Mentor gebildet wird. Aufgrund seiner geringen Mächtigkeit war es nicht abbauwürdig. Unter dem Flöz liegen Ton- und Schluffsteine (Sandschiefer), die hier früher für eine Ziegelei abgebaut wurden.

Im benachbarten Steinbruch „Loreley“ unterhalb des Kleffs werden jährlich noch etwa 20 Kubikmeter Ruhrsandstein abgebaut. Da der Steinbruch seit 1928 in Familienbesitz ist, möchte ihn der Eigentümer nicht aufgeben. Die Genehmigung zum Abbau von Sandstein stammt noch vom Ende der 1960er-Jahre.

Gut erhalten ist das Mundloch des schräg in den Berg führenden Schachts „Nestor“. Es führt etwa 20 Meter weit hinab zum Flöz Geitling 1, das unter dem Straßen niveau auftritt und 1787 abgebaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg schürfte hier noch die Gewerkschaft Hammerbank.

Kohle
Kohle ist ein schwarzes oder bräunlich schwarzes, festes Sedimentgestein, das durch die Umwandlung von Pflanzenresten (Karbonisierung) gebildet wird. Sie besteht überwiegend aus dem chemischen Element Kohlenstoff. Zum Einsatz kommt Kohle hauptsächlich als Träger fossiler Energie. Bei ihrer Verbrennung wird Wärme freigesetzt, die beispielsweise zum Heizen genutzt werden kann. Kohleverbrennung ist weltweit eine der meistverbreiteten Techniken zur Erzeugung elektrischer Energie. Sie ist ebenso als Ausgangsstoff bei der Koks- und Grafitherstellung sowie der Gewinnung flüssiger Kohlenwasserstoffe von Bedeutung.

Info
Kaum ein anderes Steinkohlengebiet der Erde hat so viele verschiedene Kohlenarten wie das Ruhrgebiet. Von Süd nach Nord unterscheidet man hier die Anthrazit- und Magerkohlenzone an der Ruhr, die Ess- und Fettkohlenzone zwischen Hellweg und Emscher, Gas-, Gasflamm- und Flammkohlenzone zwischen Emscher und Lippe und eine Zone verschiedener Kohlenarten am Rhein.

Tipp
Bei einem Besuch des LWL-Industriemuseums Zeche Nachtigall in Witten-Bommern an der Ruhr können Besucher während einer Führung durch das Besucherbergwerk Nachtigallstollen die harte Arbeit der Bergleute in den Stollen und Schächten des Ruhrtals kennenlernen und ein echtes Kohlenflöz unter Tage entdecken.
http://www.lwl.org/industriemuseum/standorte/zeche-nachtigall