Mit unserem Sparkassenkalender 2018 mit dem Titel „Witten. Natürlich.“ laden wir Sie – Monat für Monat – ein, die natürlichen Seiten unserer Heimatstadt zu entdecken. Und davon gibt es einige! Schauen Sie doch einfach selbst.
Januar: Natur im Fluss – die Ruhr bei Witten
Foto: Stefan Ziese
Hoch über dem heutigen Wittener Stadtgebiet und dem Ruhrtal floss vor etwa 1,8 Millionen Jahren eine wilde und breite „Ur-Ruhr“. Den Beweis hierfür lieferten voreiszeitliche Ruhrschotter, die 80 Meter über der heutigen Talaue abgelagert wurden. Im Wechsel von Warm- und Kaltzeiten hat sich der Fluss über 100 Meter tief in den Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges eingesägt und hinterließ dabei charakteristische Spuren wie steile felsige Prallhänge, flache Gleithänge, eine breite Talaue und mehrere übereinanderliegende Flussterrassen. In weniger als tausend Jahren hat der Mensch die Landschaft an der Ruhr nachhaltig verändert. Bis zum frühen Mittelalter war die Ruhraue aufgrund der häufigen Überschwemmungen durch Hochwasser noch ohne nennenswerte Besiedlung oder landwirtschaftliche Nutzung. Der stark gewundene Fluss mit Altarmen und Nebengerinnen lag eingebettet in einen artenreichen Auenwald. Der Beginn des Kohlebergbaus und der Industrialisierung der Ruhrregion leitete Mitte des 18. Jahrhunderts die Ruhrschifffahrt ein, die eine Begradigung des Flussbettes und die Errichtung von Wehren und Schleusen erforderlich machte. Bereits um 1780 wies die Ruhr zwischen Witten und Ruhrort 16 Schleusen auf und war der am meisten befahrene Fluss Europas. Bis 1870 diente die Ruhr als Schifffahrtsweg für den Transport von Erz und Kohle. Während die Trinkwasserversorgung bis zum Ende des 18. Jahrhunderts durch Brunnen und öffentliche Zapfstellen geregelt wurde, reichte das anstehende Grundwasser mit Beginn der Industrialisierung und der wachsenden Bevölkerung nicht mehr aus. Der erhöhte Wasserbedarf machte schließlich die Nutzung von Flusswasser nötig. Mit dem industriellen Aufschwung kam es auch zur massiven Zunahme von Abwasser. Als im Jahr 1911 die untere Ruhr durch umfangreiche Wasserentnahmen vollständig trockenfiel und einer schwarzen stinkenden Kloake glich, setzte ein Umdenken ein. Der Bau von Talsperren sorgte für einen gleichmäßigeren Abfluss des Wassers. Auch die große Zahl von Kläranlagen verbesserte die Situation des Flusses deutlich.
Dass die Ruhr heute als Lebensraum für Mensch und Tier deutlich attraktiver geworden ist, verdankt sie der stark verbesserten Wasserqualität, Renaturierungsmaßnahmen und der Ausweisung von Wasserschutzgebieten. Ihr Naherholungs- und Erlebniswert für Wanderer, Radfahrer und Wassersportler ist von größter Bedeutung. Viele Fischarten wie Hecht, Barsch, Aal, Wels, Zander, Karpfen, Brasse, Rotauge und Rotfeder finden im sauberen Ruhrwasser wieder gute Lebensbedingungen. Auch als Rastplatz, Durchzugs- und Überwinterungsgebiet zahlreicher einheimischer und auswärtiger Vogelarten hat sich das Ruhrtal etabliert. Damit sich eine noch vielfältigere Natur und ein natürliches Flussbett entwickeln können, werden die Uferbereiche der Ruhr zwischen Witten und Wetter in diesem Jahr von großen Steinen und Ausbauten befreit und teilweise abgeflacht. So wird den Fischen ein besserer Laichgrund und Sumpfvögeln entsprechender Lebensraum geboten. Auch für den Hochwasserschutz ist die Renaturierung von Vorteil.
(Trink-)Wasser
Wasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel. Ohne Regen keine Trinkwasserversorgung, keine Landwirtschaft, keine Flüsse zum Gütertransport, keine Industrie. Die Ruhr versorgt mehr als 5 Millionen Menschen, Haushalte, Gewerbe- und Industriebetriebe mit Trink- und Brauchwasser und wird zur Energieerzeugung genutzt. Sie gehört heute zu den saubersten größeren Flüssen in Europa und verdankt dies der Tatsache, dass sie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum offiziellen Trinkwasserlieferanten des Ruhrgebiets erklärt und entsprechend konsequent vor Verunreinigungen geschützt wurde. Vor dieser Regelung war die Ruhr vor allem durch die Einleitung industrieller Abwässer ein stark verschmutzter Fluss. Heute wird unser Trinkwasser durch das Wittener Verbund-Wasserwerk, das von den Stadtwerken und der AVU betrieben wird, aus Grundwasser und dem Uferfiltrat der Ruhr gewonnen und aufbereitet. Bedenkliche Stoffe wie Medikamentenrückstände, Pflanzenschutz- oder Kontrastmittel werden durch UV-Bestrahlung und eine hochmoderne Ultrafiltrationsanlage herausgefiltert, bevor das gereinigte und unbedenklich trinkbare Wasser zu den Verbrauchern nach Witten und Wengern gelangt.
Tipp: Bei einer Fahrt auf der Ruhr mit dem Ausflugsschiff „MS Schwalbe 2“ oder zu Fuß auf dem Ruhrhöhenweg (XR) bzw. per Rad auf dem Ruhrtal- Radweg lässt sich die Ruhrnatur wunderbar erkunden.
Übrigens: Die Diplom-Geografin und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten „NaWit“, Birgit Ehses, hat mit großer Sachkenntnis beschrieben, welche natürlichen Sehenswürdigkeiten der Wittener Diplom-Fotodesigner Stefan Ziese für jeden Monat fotografiert hat. Ergänzt wird dies durch Tipps und Informationen zum jeweiligen Thema.