Witten. Natürlich.: November

Mit unserem Sparkassenkalender 2018 mit dem Titel „Witten. Natürlich.“ laden wir Sie – Monat für Monat – ein, die natürlichen Seiten unserer Heimatstadt zu entdecken. Und davon gibt es einige! Schauen Sie doch einfach selbst.

November: Mehr als nur Bäume – der Vormholzer Wald

Der Vormholzer Wald und die benachbarten „Hölzer“ im Wittener Süden bieten nicht nur Wanderern, Radfahrern und Reitern einen Ort für Freizeit und Erholung, sondern sind als natürlicher Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten unverzichtbar. Auch als Produktionsstätte für den nachwachsenden Rohstoff Holz und zum Schutz von Boden, Wasser und Luft ist der Wald unersetzlich.

Aktuelle Studien belegen, dass schon ein kurzer Aufenthalt im Wald den Stress senkt, das Selbstbewusstsein hebt und sogar messbar das Immunsystem stärkt.

Von den 1.700 Hektar Waldfläche in Witten sind 750 Hektar in städtischem Besitz und der Rest befindet sich in privater Hand. Hier leben Reh, Fuchs, Marder, Maus und Fledermaus. Sogar der Dachs ist in Witten noch heimisch. Wildschweine gibt es nur im Wildgehege am Hohenstein und auch Wolf und Wildkatze sind noch weit entfernt. Dafür sind in den Wäldern Greifvögel wie Eulen und
Mäusebussarde regelmäßig zu beobachten und gelegentlich auch zu hören. Im Gehölz der Bäume bauen verschiedene Singvögel ihre Nester, morsche Stämme dienen dem Specht als Brutplatz und im Totholz und Laub tummeln sich unzählige Kleinstlebewesen, die die ab ge storbenen Pflanzenreste verarbeiten und aufbereiten. Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten, Feuersalamander und Molche finden im Wald Versteck- und Überwinter ungs quartiere. An der Speckbahn werden im Frühjahr während der Amphibienwanderungen von der Stadt in Absprache mit der Biologischen Station Witten (NaWit) Schilder zum Schutz der Tiere aufgestellt. Dennoch fallen jedes Jahr zahlreiche der geschützten Tiere dem Verkehr zum Opfer. Neben der dominierenden Rotbuche wachsen in Wittens Wäldern Laub- und Nadelbäume wie Eiche, Ahorn, Hainbuche, Birke und Eberesche sowie Fichte, Lärche und Kiefer. Im Januar 2007 verursachte „Kyrill“ große Schäden im Vormholzer Forst sowie an anderen Stellen in Witten. Vor allem viele flachwurzelnde Fichten, die hier zu forstwirtschaftlichen Zwecken angepflanzt wurden, fielen damals dem Sturm zum Opfer.

Inzwischen haben junge Bäume die verwüsteten Flächen selbstständig zurückerobert. Auf dem überwiegend sauren Waldboden gedeihen in der Strauch- und Krautschicht Stechpalme und Holunder sowie Adlerfarn, Sauerklee und in feuchteren Bereichen das Indische Springkraut und zahlreiche Pilzarten.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius)

Der Echte Zunderschwamm ist ein Baumpilz und
sogenannter Schwächeparasit. Er befällt tote oder
abgestorbene Laubbäume, meist Rotbuchen und Birken. Der Pilz dringt über Wunden im Stamm ein und verursacht eine Weißfäule. Seine im Durchmesser bis zu 30 Zentimeter großen, konsolenförmigen
Frucht körper erscheinen erst, wenn das Holz schon stark zerstört ist. Zunderschwämme können bis zu 30 Jahre alt werden.

Früher war der Zunderschwamm ein Rohstoff für eine ganze Reihe von Produkten.

Durch seine Verwendung als Zunder erhielt der Pilz seinen Namen. Noch heute ist die Redewendung „Das brennt wie Zunder“ gebräuchlich. Bereits im Neolithikum wurde die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes zu Zunder verarbeitet – einem Material, das dem Feuer als Nahrung dient und somit beim Feuerentfachen hilft.

Bis ins 19. Jahrhundert diente der Pilz zur Herstellung blutstillender und desinfizierender Wundauflagen. Noch heute gibt es Gegenden, in denen man aus Zunder Hüte macht. Selbst Trinkgefäße wurden aus dem Pilz gefertigt. In Süddeutschland gab es sogar sogenannte „Zundel machereien“.

Feuer entfachen

Aus dem Fruchtkörperfleisch unter der harten Kruste des Zunderschwamms wurde Zunder gewonnen. Man löste die Zunderschicht von der Kruste und den Röhrenschichten, schnitt sie in Scheiben, kochte und trocknete sie, dann klopfte man sie weich zu geschmeidigen, zähen Platten, die man mit Salpeter tränkte und danach erneut trocknete. Die Funken eines Feuersteins brachten diesen Zunder schnell und für längere Zeit zum Glimmen. Feuersteine und Zunder verwahrte man in kleineren Zunderdosen und trug sie mit sich herum – anstelle von Streichhölzern, die erst später erfunden wurden.