Witten. Natürlich.: September 2018

Mit unserem Sparkassenkalender 2018 mit dem Titel „Witten. Natürlich.“ laden wir Sie – Monat für Monat – ein, die natürlichen Seiten unserer Heimatstadt zu entdecken. Und davon gibt es einige! Schauen Sie doch einfach selbst.

September: Grünes Auenland – der Spiek im Naturschutzgebiet Ruhraue Witten-Gedern

Der aus dem Germanischen stammende Begriff „Aue“ bedeutet Land am Wasser. Er beschreibt Gebiete an fließenden Gewässern, die im Laufe des Jahres zeitweilig überflutet werden. Auen sind die Grüngürtel entlang unserer Flüsse und bieten einen vielfältigen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Natürliche Auenlandschaften sind aus Mitteleuropa nahezu verschwunden. In den vergangenen 200 Jahren sind zahlreiche Auen im Zuge der Bewirtschaftung, zum Beispiel durch Aufstauung, Befestigung der Uferbereiche oder Bebauung, verlorengegangen. Auch in Witten sind die Uferränder der Ruhr noch mit mächtigen Steinen befestigt.

In Bommern ist die Ruhraue mit ihren Altwässern als Spiek bekannt, eine in Westfalen allgemeine Bezeichnung für einen alten oder verlandeten Flussarm. Er erstreckt sich unterhalb der Bahnlinie auf einer Länge von etwa 500 Metern vom Campingplatz Steger über offene Abschnitte, ausgedehnte Röhrichte, eine Randsenke mit zum Teil verlandeten Blänken (flache Hochwassertümpel) bis fast zur Elbschebachmündung. Die angrenzenden Grünlandflächen (Gederweiden), die sich bis zum Ruhrufer mit seinen alten Silberweiden und Uferschwalbenkolonien erstrecken, werden in den Sommermonaten von Pferden und Rindern beweidet. Spiek und Gederweiden (circa 48 Hektar) stehen zusammen mit den Ruhrweiden am gegenüber liegenden Flussufer (rund 28,5 Hektar) und dem dazwischen liegenden, 850 Meter langen Abschnitt der Ruhr seit 1984 unter Naturschutz. Mit einer Gesamtfläche von 85 Hektar umfasst das NSG Ruhraue Witten-Gedern im Wesentlichen die beiden großen, von Grünlandnutzung geprägten Auenbereiche.

Oberhalb des Spieks führt parallel zum Bahndamm der Ruhrtal-Radweg entlang, von dem aus man durch freigestellte „Beobachtungsfenster“ interessante Einblicke in die Auennatur erhält.

Das Betreten des Schutzgebiets ist allerdings (auch für Hunde) wegen der empfindlichen Brutvögel und Röhrichtvegetation nicht gestattet.

Bei Hochwasser dienen die Gederweiden als Überflutungsbereich. Zu dieser Zeit und im Frühjahr, wenn Schnepfenvögel wie Bekassinen oder Waldwasserläufer rasten, ist ein Blick in die Ruhraue besonders lohnend. Als Rast- und Brutplatz insbesondere für Wiesen- und Wasservögel ist der Spiek von großer Bedeutung. Mit dem Rückzug der Wintergäste und Durchzügler in ihre nordischen Brutgebiete überlassen sie das Ruhrtal wieder den heimischen Brutvögeln wie Graureihern, Höckerschwänen, Stockenten sowie Bless- und Teichhühnern. Zu ihnen haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt größere Gruppen von Grau-, Kanada- und Nilgänsen gesellt. Gelegentlich lassen sich auch Teichrohrsänger, Eisvögel oder sogar Weißstörche im Spiek beobachten. Weitere Bewohner der feuchten Auen sind Libellen, Amphibien und Fledermäuse.

Um die Ausbreitung zugewanderter Pflanzenarten wie das Indische Springkraut oder den Riesenbärenklau im Naturschutzgebiet Ruhraue einzudämmen, werden regelmäßig Schnittmaßnahmen von der Naturschutzgruppe Witten (NaWit) durchgeführt.

Nutria (Myocastor coypus)

Spaziergänger beobachten an und in der Ruhr häufig Pelztiere, die fälschlicherweise für Biber oder Wasserratten gehalten werden. Es handelt sich meist um Nutrias, auch Sumpfbiber oder Biberratte genannt. Die Tiere lebten ursprünglich in den Überschwemmungsgebieten südamerikanischer Flachlandflüsse. Nähere Verwandte sind zum Beispiel Stachelschweine oder Meerschweinchen.

Frei lebende Nutrias gehen auf entwichene oder freigesetzte Tiere aus Zuchtfarmen zurück. Ihre Ausbreitung hat seit den 1970er-Jahren stark zugenommen. Die Tiere werden 60 Zentimeter lang und besitzen leuchtend orange Zähne. Sie legen ihre Wohnstätten meist auf erhöhten Standorten am Ufer an. An der Ruhr in Witten leben Nutrias zum Beispiel im Bommeraner Spiek sowie in Uferbereichen nahe der Nachtigall- und Ruhrbrücke. Die ausgewachsenen Tiere haben an der Ruhr keine natürlichen Feinde. Die „Vegetarier“ richten keine großen Schäden an und sind auch sonst friedliche Auenbewohner.

Vergleich im Netz unter www.nutria-info.com/unterschied-nutria-biber-bisam