Witten – grüne Stadt: Überall gibt es Parks, Grünanlagen, Alleen, Gärten und Plätze – mit vielen unterschiedlichen Bäumen. Die lohnt es sich näher zu betrachten.
Die Diplom-Geografin und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten „NaWit“ Birgit Ehses hat unterschiedliche Bäume unserer Heimatstadt mit großer Sachkenntnis beschrieben.
Die Porträts der Bäume und der vielen kleinen Details wie Blätter und Früchte steuerte der Wittener Diplom-Fotodesigner Stefan Ziese bei – und lädt damit auch optisch zum Staunen ein. Herzlichen Dank dafür an Birgit Ehses und Stefan Ziese.
Er trägt des Deutschen liebstes Obst – der Apfelbaum
Schon gewusst?
Bereits im 12. Jahrhundert berichtet die Benediktinerin Hildegard von Bingen über die Heilkraft des Apfels. Den Saft der Blätter und jungen Triebe empfahl sie als Umschläge bei Kopf- und Gliederschmerzen. Weltbekannt ist auch der Spruch „An apple a day keeps the doctor away“. Neben dem hohen Vitamingehalt haben die Gerbstoffe – besonders in säuerlichen Äpfeln – eine zusammenziehende keimabtötende Wirkung.
Schafsnase, Prinz Albrecht von Preußen, Ontario und Rote Sternrenette sind nur einige Namen der rund 30 verschiedenen Apfelsorten, die auf der über 100 Jahre alten Streuobstwiese am Hof Lohmann im Muttental wachsen. Die Hofanlage an der Berghauser Straße stammt aus dem 18. Jahrhundert und zählt wohl zu einer der letzten in Witten, die so in ihrer Art erhalten ist. Fast alle Gebäude sind noch in einem gepflegten Ursprungszustand.
Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über die Felder zum Hettberg mit dem Steinbruch Dünkelberg und dem gut erkennbaren Kohleflöz Geitling 3.
Seit vielen Jahren pflegt die Naturschutzgruppe Witten – Biologische Station (NaWit) die Streuobstwiese bei „Lohmann“, um die alten Obstsorten, aber auch den Lebensraum für viele, zum Teil bedrohte Tierarten wie Steinkauz, Fledermaus, Igel, Schmetterling, Biene und Co. zu erhalten. Streuobstwiesen sind von hohem ökologischem Wert, sie zählen zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas.
Auf der Hofanlage wachsen nicht nur Apfelbäume, sondern auch Birnen, Kirschen und Pflaumen. Die Obstbäume werden von der NaWit regelmäßig beschnitten, neue Bäume nachgepflanzt und die Wiese wird gemäht, sofern dies nicht die Schafe übernehmen. Alte abgestorbene Bäume bleiben einfach stehen. Das Totholz bietet Vögeln, Insekten und Co. Brutplatz, Versteck und Nahrung. Ein Imker hat auf der Obstwiese einige Bienenstöcke aufgestellt. Der zuckerhaltige Nektar der Apfelblüten ist für Bienen eine wichtige Tracht bei der Honigerzeugung. Gemeinsam mit verschiedenen Wildbienenarten leisten die Honigbienen aber vor allem einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung der Obstbaumblüten.
Aus den reifen, unbehandelten Äpfeln, die die NaWit im Spätsommer auf der Lohmannschen Streuobstwiese erntet, wird in der Mosterei der Werkstätten Gottessegen in Dortmund der leckere und gesunde Wittener Streuobstwiesenapfelsaft gepresst. Der Gewinn aus dem Verkauf des Saftes kommt schließlich wieder dem Naturschutz zugute.
Früher wuchs in unserer Region nur der kleine, sauer schmeckende Holzapfel. Vermutlich stammt der Apfelbaum ursprünglich aus Asien, wo er in ca. 20 verschiedenen Wildformen vorkommt. Bereits in der Antike und im Römischen Reich wurde der Baum des Holzapfels kultiviert und veredelt. Die Römer brachten den Apfelbaum schließlich nach Mitteleuropa, wo aus den Wildapfelarten immer neue Apfelsorten gekreuzt wurden.
Heute gibt es in Deutschland mehr als 1500 Apfelsorten, von denen jedoch nur 60 wirtschaftlich bedeutend sind. Der Bestand an Streuobstwiesen mit alten Obstsorten ist zugunsten ertragreicher Obstplantagen stark zurückgegangen und somit auch der Lebensraum für viele Tiere.
Die Geschmacksvielfalt der Äpfel ist groß. Die Früchte schmecken nicht nur gut, sondern sind auch sehr gesund. Egal, ob als Saft oder im Kuchen, als Mus oder Gelee – der Apfel kommt nicht nur in Koch- und Backbüchern häufig vor. Er spielt darüber hinaus in verschiedenen kulturgeschichtlichen Zusammenhängen eine wichtige Rolle, etwa in der griechischen Mythologie, als Herrschaftssymbol oder im Märchen. Man denke nur an Wilhelm Tell oder Schneewittchen.
Apfelannahme der NaWit
Von Mitte September bis Ende Oktober nimmt die Naturschutzgruppe Witten (NaWit) sonntags von 17 bis 18 Uhr unbehandelte und reife Äpfel für die Herstellung des naturbelassenen „Apfelsaft aus Wittener Streuobstwiesen“ an der Biologischen Station in Witten-Annen, Am Hang 2, an. Für angelieferte 7 kg Äpfel erhalten Obstlieferanten jeweils einen Gutschein für eine Flasche Apfelsaft. (www.nawit.de)