Wittener Natur entdecken: Der Bergahorn

Wir leben ja wirklich in einer grünen Stadt: Überall gibt es Parks, Grünanlagen, Alleen, Gärten und Plätze – mit vielen unterschiedlichen Bäumen. Die lohnt es sich näher zu betrachten.

Die Diplom-Geografin und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten „NaWit“ Birgit Ehses hat unterschiedliche Bäume unserer Heimatstadt mit großer Sachkenntnis beschrieben.
Die Porträts der Bäume und der vielen kleinen Details wie Blätter und Früchte steuerte
der Wittener Diplom-Fotodesigner Stefan Ziese bei – und lädt damit auch optisch zum Staunen ein. Herzlichen Dank dafür an Birgit Ehses und Stefan Ziese.

Nach der Rotbuche nun der Bergahorn.

Schon gewusst?
Die Blätter fanden früher in der Medizin Verwendung. Vor allem als kühlende Auflage bei Geschwüren, geschwollenen Gliedern oder Insektenstichen. Dazu quetscht man die Blätter etwas an und legt sie auf die erhitzten Stellen.

Am Schluss gibt es noch den Tee zum Baum: Bergahorn-Sonnentee.

Im landwirtschaftlich geprägten Wittener Ortsteil Stockum steht zwischen Hörder Straße und Tiefendorf ein mächtiger Bergahorn am Feld- und Wegesrand. Der frei stehende Baum ist zwar nicht so auffällig wie die großen, in der Ferne sichtbaren Windenergieanlagen in Dortmund-Salingen. Dennoch bildet er mit seinen aufstrebenden Ästen und der abgerundeten Krone – selbst in unbelaubtem Winterkleid – eine eindrucksvolle Gestalt. Ob der Laubbaum hier einst gepflanzt wurde oder wild aufgewachsen ist, weiß niemand mehr zu sagen.

Die Feldflur ist nicht der bevorzugte Wuchsort des Bergahorns. Er ist überwiegend in buchenreichen Wäldern des Berg- und Hügellands mit Halbschatten und ausreichender Feuchtigkeit anzutreffen. Aber auch in Gärten, Parks und Alleen wird der widerstandsfähige Baum mit den charakteristisch geformten fünflappigen Blättern gerne angepflanzt. Im Herbst erfreut uns der Bergahorn mit seinem leuchtend gelben Laub.

Kal2016_02_Februar_Blatt

Beim Baumbestand im gesamten Wittener Stadtgebiet führt der Ahorn mit mehr als 3000 Exemplaren vor der Linde und der Eiche. Als Straßenbaum liegt er mit circa 1500 Bäumen hinter der Linde, die es auf mehr als 2000 Bäume bringt.

Kal2016_02_Februar_Blüte

Kurz nach dem Laubaustrieb im Mai beginnen die kleinen gelblich grünen Blüten des Bergahorns in hängenden Rispen zu blühen. Sie enthalten viel Nektar und werden hauptsächlich durch Bienen und Fliegen bestäubt. Aus den Blüten entwickeln sich im Spätsommer propellerartige Früchte, die der Herbstwind mit bis zu 16 Umdrehungen pro Sekunde durch die Luft wirbelt. Oft werden die geflügelten Samen mehr als 100 Meter weit getragen, bevor sie zu Boden kreiseln. Bei Kindern sind die Ahornfrüchte  als „Nasen­zwicker“ beliebt. Die Samen und speziell die Keimblätter des Bergahorns enthalten giftige Aminosäuren. Die reifen Früchte werden von zahlreichen Tieren gefressen, sind aber für Pferde und auch Menschen ungenießbar.

Kal2016_02_Februar_Frucht

Der Bergahorn bietet vielen Vogelarten, zahlreichen Insekten sowie Pilzen Nahrung und Lebensraum. Besonders Blattläuse mögen den Baum wegen seines hohen Zuckergehalts, ebenso aber auch Ameisen, die die Blattläuse „melken“. Gelegentlich ritzen sogar Vögel und Mäuse die Rinde an, um an den zuckerhaltigen Frühjahrssaft zu gelangen. Neben seiner ökologischen Bedeutung trägt der Baum zur Bodenver­besserung bei, da seine Blätter von Bodenlebewesen leicht zersetzt werden und nährstoffhaltigen Humus bilden. Das Laub kann auch als Schaf- und Ziegenfutter und als Streu verwendet werden.

Neben dem Bergahorn, der in Mitteleuropa am häufigsten vorkommenden Ahornart, gibt es in Deutschland noch zwei weitere heimische Ahornarten: den Spitzahorn (Acer platanoides) und den Feldahorn (Acer campestre).

Das Holz des Bergahorns ist besonders begehrt und zählt zu den wertvollsten Edellaubhölzern. Schon in der Stein- und Bronzezeit erfreute es sich großer Beliebtheit. Der Baum liefert das hellste einheimische Holz und eignet sich vorzugsweise für den Möbel- und Innenausbau, für Drechslerarbeiten sowie für Schnitz- und Bildhauerarbeiten. Außerdem gehört es zu den wichtigsten Hölzern im Musikinstrumentenbau.

Unsere Vorfahren zählten den Bergahorn zu den „heiteren“ Bäumen. Er stand unter anderem für Ruhe, Gelassenheit und Harmonie. Türschwellen aus Ahornholz boten Schutz vor Hexen und Zauberern. Für die Kelten symbolisierte das weiße Holz eine besondere innere Reinheit.

Der Tee zum Baum: Bergahorn-Sonnentee

Aus den jungen Blättern des Bergahorns kann man einen „Sonnentee“ bereiten. Einen sauberen Behälter mit 4 Tassen kaltem reinem Wasser befüllen. 5 Teelöffel getrocknete Ahornblätter hineingeben und den Behälter sicher abdecken. Den Behälter für mindestens zwei Stunden in direktes Sonnenlicht stellen. Dadurch wird der Tee mit der Kraft und Energie der Sonne und / oder Wärme aufgeladen. (Im Winter kann man den Tee auch auf die Heizung oder leicht erwärmte Herdplatte stellen.) Den Tee abschmecken.

Die Teeblätter heraussieben, den Tee in Gläser füllen, eventuell süßen und mit Eis servieren. Den Tee innerhalb weniger Stunden trinken.

Übrigens: Die ganz jungen und noch nicht aufgebrochenen Ahornblätter kann man von Januar bis März auch Salaten beimischen.