Witten ist eine grüne Stadt: Überall gibt es Parks, Grünanlagen, Alleen, Gärten und Plätze – mit vielen unterschiedlichen Bäumen. Die lohnt es sich näher zu betrachten.
Die Diplom-Geografin und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten „NaWit“ Birgit Ehses hat unterschiedliche Bäume unserer Heimatstadt mit großer Sachkenntnis beschrieben.
Die Porträts der Bäume und der vielen kleinen Details wie Blätter und Früchte steuerte der Wittener Diplom-Fotodesigner Stefan Ziese bei – und lädt damit auch optisch zum Staunen ein. Herzlichen Dank dafür an Birgit Ehses und Stefan Ziese.
Heute geht es um die Eibe – ein sehr mystischer Baum.
Schon gewusst?
Der Gletschermann „Ötzi“, der rund 5300 Jahre im ewigen Eis eingeschlossen lag, trug bei seiner Entdeckung Bogen und Speer aus Eibenholz bei sich.
Den Kelten war die Eibe heilig, den Germanen galt sie als Sinnbild der Ewigkeit. Keltische Druiden fertigten Zauberstäbe aus dem Holz der Eibe, das Holz galt aber auch als Schutzmittel gegen Hexen, Geister und Dämonen. Trug jemand einen eibenen Talisman auf der bloßen Haut, dann vermochte keine finstere Macht ihm mehr etwas anzutun.
In einem Kräuterbuch des 16. Jahrhunderts wird die Eibe als „verbotener Baum“ beschrieben. Damals waren die Menschen fest davon überzeugt, dass man bei längerem Aufenthalt im Schatten einer Eibe sterben könnte.
Zu den ältesten Bäumen in Witten zählen die Eiben am Schloss Steinhausen. Mit einem Alter von über 150 Jahren gehören sie zu den 16 Baumnaturdenkmälern unserer Stadt. Da Eiben weit über 1000 Jahre alt werden können, sind die Bäume auf Steinhausen im Verhältnis noch relativ jung. Frühestens nach 200 Jahren erreichen die sehr langsam wachsenden immergrünen Nadelgehölze ihre maximale Höhe von 18 Metern.
Hinsichtlich ihrer Langlebigkeit hätten die „Steinhausener“ Eiben auch schon im 13. Jahrhundert hier wachsen können, als die Herren von Witten an diesem Ort eine mittelalterliche Höhenburg errichten ließen. Tatsächlich wurden die Bäume aber erst viele Jahre später, etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, im Schlossgarten gepflanzt. Dem voraus gingen Zerstörung und Wiederaufbau der Burganlage im 15./16. Jahrhundert sowie die Errichtung des klassizistischen Herrenhauses im Jahr 1810 unter Levin von Elverfeldt. Weitere Umbaumaßnahmen fanden Ende des 19. Jahrhunderts durch den Unternehmer Friedrich Wilhelm Dünkelberg statt. Über eine Heirat kam Schloss Steinhausen schließlich an die Familie Oberste-Frielinghaus, die auch heute noch Eigentümer der Anlage ist.
In den historischen Gebäuden befinden sich nun ein Restaurant, Künstlerateliers und eine Mountainbikeschule. Im kleinen Schlossgarten, der öffentlich zugänglich ist, kann man – im Schatten der alten Eiben – eine Dauerausstellung von Shona-Skulpturen aus dem südafrikanischen Simbabwe besichtigen, aber auch im Biergarten verweilen, Hochzeiten feiern oder an Kulturveranstaltungen teilnehmen.
Während die Eibe früher in ganz Europa sehr verbreitet war, findet man sie heute in den Wäldern nur noch selten. Nach der Eiszeit und unter dem Einfluss der konkurrenzstarken Buche wurde sie bis auf wenige Standorte zurückgedrängt. Hinzu kam eine massive Abholzung der Eibenwälder im Mittelalter, da die Bäume ein sehr hartes und elastisches Holz lieferten, das vor allem für den Bau von Bogen und Armbrüsten verwendet wurde. Auch die spätere Nutzung des Eibenholzes für Drechsler- und Schnitzarbeiten sowie als Bauholz für den Wasserbau und für Eisenbahnschwellen führte zum Rückgang der Wildvorkommen. Heute wird die Eibe in der Roten Liste geführt und steht unter Naturschutz.
Auf Friedhöfen, in Parks und in Gärten werden Eiben häufig angepflanzt, da sie immergrün und äußerst schattenverträglich sind. Durch ihr starkes Ausschlagsvermögen lassen sich die Pflanzen gut zurückschneiden und werden auch wegen ihres dichten Wuchses gerne als Sichtschutzhecke verwendet. Die Gehölzart ist sehr variabel und wächst je nach Standortbedingungen als Baum oder Strauch.
Eiben tragen als einzige heimische Nadelbäume keine Zapfen. Da die Bäume zweihäusig sind, findet man die von einem roten fleischigen Samenmantel (Arillus) umschlossenen Samen nur auf den weiblichen Exemplaren. Mit Ausnahme des Fruchtfleischs sind alle Teile der Pflanze sehr giftig, besonders die Nadeln und Triebe. Sie enthalten unter anderem das Alkaloid Taxin, das in entsprechend hoher Konzentration für Menschen und Haustiere tödlich ist. Vor allem bei Rindern und Pferden kommt es immer wieder zu Vergiftungen, daher sollten Eiben nicht an Weiden gepflanzt werden.
Die Verbreitung der Samen erfolgt überwiegend durch Vögel, vor allem durch Amseln und Drosseln. Sie können die Eibenfrüchte ohne Gefahr fressen, da sie die giftigen schwarzen Samen unverdaut wieder ausscheiden.