Eigentlich leben wir ja in einem großen Park: Überall gibt es Grünanlagen, Alleen, Gärten und Plätze – mit vielen unterschiedlichen Bäumen. Die lohnt es sich näher zu betrachten.
Die Diplom-Geografin und Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten „NaWit“ Birgit Ehses hat unterschiedliche Bäume unserer Heimatstadt mit großer Sachkenntnis beschrieben.
Die Porträts der Bäume und der vielen kleinen Details wie Blätter und Früchte steuerte der Wittener Diplom-Fotodesigner Stefan Ziese bei – und lädt damit auch optisch zum Staunen ein. Herzlichen Dank dafür an Birgit Ehses und Stefan Ziese.
Und am Schluss gibt es noch das Rezept zum Baum.
Wir beginnen den Rundgang mit der Rotbuche.
Schon gewusst?
Das Wort „Buchstabe“ leitet sich von Stäben aus Buchenholz ab, in die zur Zeit der Germanen geheime Zeichen eingeritzt wurden. Diese trugen bestimmte Bedeutungen und wurden für Orakel verwendet.
In unseren heimischen Wäldern bildet die Rotbuche mit einem Flächenanteil von 15 Prozent die häufigste Laubbaumart. Während der letzten Eiszeit wurde sie aus Mitteleuropa verdrängt, überlebte im Mittelmeerraum und kehrte vor etwa 10.000 Jahren nach Europa zurück. Ohne menschlichen Einfluss wäre Mitteleuropa heute großflächig von Buchenwäldern bedeckt.
Rund um die Kleinzeche Egbert in Witten-Kämpen begegnet man der stattlichen Rotbuche auf jedem Waldspaziergang. Während der Kohleknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg baute man hier, wie auch an vielen anderen Standorten im südlichen Ruhrgebiet, die oberflächennahe Steinkohle ab. Die Zeche Egbert förderte noch von 1962 bis 1976 und zählt somit zur letzten Kleinzeche in Witten. Die Übertageanlagen blieben erhalten und stehen unter Denkmalschutz.
Schon lange vor der Kohleförderung besiedelte die dominierende Rotbuche in Witten den Mischwald gemeinsam mit Eiche, Ahorn, Hainbuche, Fichte und Kiefer. Die Baumart gedeiht sowohl auf saurem als auch auf kalkhaltigem Boden gut und ist besonders schattenverträglich.
Auffällig sind im Frühjahr die überall auf dem Waldboden anzutreffenden Keimpflanzen, deren große halbrunde Keimblätter große Mengen fettes Öl (aus den Bucheckern) enthalten. Bucheckern keimen nur bei Bedeckung mit Laubstreu – sie gehören ökologisch zu den Dunkelkeimern.
Die Rotbuche blüht erst ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren. Ihre braunen unscheinbaren Blüten erscheinen zeitgleich mit dem Blattaustrieb von April bis Mai. Das junge frischgrüne Buchenlaub enthält sehr viel wertvolle Mineralstoffe und schmeckt leicht säuerlich.
Im Herbst erkennt man die Rotbuche an ihren oval-eckigen Früchten, den Bucheckern. Sie sitzen jeweils zu zweit in einem stacheligen Fruchtbecher.
Obwohl früher, gerade in Hungerperioden nicht selten Bucheckern gegessen wurden, ist vom rohen Verzehr abzuraten, da die Früchte neben dem reizenden Gift Fagin auch in geringen Mengen Oxalsäure enthalten. Durch Rösten können die Giftstoffe jedoch abgebaut werden.
Für Tiere sind die Früchte verträglicher. Sie werden zum Beispiel von Wildschweinen und Vögeln gefressen oder von Nagetieren als Wintervorräte genutzt. Besonders Eichhörnchen und Eichelhäher, die die Früchte im Herbst sammeln, in Depots verstecken und eventuell vergessen, tragen zur Verbreitung der Rotbuche bei.
Nach der blassgelben bis orangeroten Herbstfärbung der Laubblätter bleibt das braune vertrocknete Winterlaub der Rotbuche bis zum Frühjahr an den Zweigen.
Der Name „Rotbuche“ bezieht sich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes, nicht etwa auf die Farbe der Blätter. Rötliches Laub besitzt die Blut- oder Purpurbuche (Fagus sylvatica „Purpurea“), eine verwandte Zierform. Ein besonders prächtiges Exemplar dieser Art steht hinter der Böckchenskulptur am Eingang des Wittener Stadtparks.
Für die Möbelindustrie ist Buchenholz von besonderem Wert, da Buchen unter guten Bedingungen astfreie Stämme ausbilden. Zur Herstellung von Holzkohle eignet sich vor allem Rotbuchenholz.
Das Rezept zum Baum: Der Buchenblättersalat
4 Handvoll junge Buchenblätter,
eventuell einige Buchenkeimlinge
80 g Schafskäse
2 EL Olivenöl
etwas weißer Balsamico oder Zitronensaft
Salz, Pfeffer, Rohrohrzucker
Die jungen, noch zarten und weichen Buchenblätter Ende April/Anfang Mai ernten. Als ganze Blätter waschen, trocknen, schleudern und in die Salatschüssel geben, eventuell mit Buchenkeimlingen mischen. Den Schafskäse mit einer Gabel zerdrücken und zusammen mit Öl, Essig oder Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Zucker eine Salatsauce anrühren.
(aus: „Köstliches von Waldbäumen“ von Dr. Markus Strauß)